Physikalische Therapie

Imagefilm und Virtueller Klinikrundgang

Moderator Jörg Pilawa beim "Dreh" mit Patienten
Der großzügige Eingangsbereich der Klinik

 Hier geht's zum Imagefilm // Der aktuelle Imagefilm des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendrheumatologie zeigt das in Deutschland einzigartige "Garmischer Therapiekonzept" zur Behandlung rheumakranker Kinder- und Jugendlicher. 

 

 

Hier  startet der neue virtuelle Klinikrundgang. Mit zehn brillanten 360-Grad-Panoramabildern werden Sie durch ausgewählte Bereiche unserer Klinik geführt. Sie können das Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie sowie das Zentrum für Schmerztherapie junger Menschen jetzt auch virtuell kennenlernen. Die zehn Auswahl-Panoramabilder enthalten prägnante Informationstexte und an ausgewählten Stellen Musik, einen Video-Clip über das Therapiekonzept und Sprachinformationen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei dem virtuellen 'Klinik-Spaziergang'. 

Die physikalischen Therapien beinhalten die individuelle Physiotherapie, das Bewegungsbad, Massage und Elektrotherapie, sowie die gezielte Ergotherapie. Die Versorgung mit individuell angefertigten Hilfsmitteln ist ebenso ein Bestandteil dieses Therapiebereiches. Eine Entzündung führt zu einem veränderten Muskelgleichgewicht, was als eine Schonhaltung zu verstehen ist, um die Schmerzen zu vermeiden. Dabei nimmt die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke ab. Durch die veränderte Gelenkstellung kommt es im Alltag zu Fehlbelastungen. Im weiteren Verlauf können sich aus der Fehlhaltung Fehlstellungen entwickeln. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist demnach entscheidend für den Erfolg der Therapie. Das Ziel der physikalischen Therapie ist der Erhalt,  bzw. die Wiederherstellung der vollen Gelenkfunktion und des normalen Bewegungsmusters. Um den so genannten Schmerzkreis unterbrechen zu können,  dürfen die gewählten Behandlungstechniken keine neuen Schmerzen verursachen.

Physiotherapie

Basierend auf einem genauen Befund, erfolgt die physiotherapeutische Behandlung vor allem als Einzeltherapie nach dem Garmischer Behandlungskonzept zur Physiotherapie in der Kinderrheumatologie. Sie wird altersentsprechend angepasst.

Schmerzlinderung und Entspannung der hypertonen Muskulatur

Dies kann im akuten Schub bereits durch die richtige Lagerung der schmerzhaften Gelenke unterstützt werden. Durch passives,  bzw. aktiv-assistives Bewegen und verschiedene entspannende Maßnahmen lassen sich  die Schmerzen reduzieren und somit der Schonhaltung entgegenwirken. Entlastende Bewegungen z.B. im Schlingentisch oder im Bewegungsbad helfen,  den Stoffwechsel der Gelenke zu verbessern und auf diese Weise die Schmerzgrenze zu verschieben. Schmerzlindernd wirken auch entlastende Hilfsmittel, die gleichzeitig die Funktion unterstützen und zum Gelenkschutz beitragen.

Verbessern der Gelenkbeweglichkeit

Zunächst erfolgt die Mobilisation. Die betroffenen Gelenke können mit verschiedenen  krankengymnastischen Techniken mobilisiert werden, der Schmerz ist hierbei ein wichtiger Anhaltspunkt  für die Mobilisationsgrenze. Schmerzhemmende Maßnahmen,  wie z.B. Kälteanwendungen sollten daher nicht direkt vor der Therapie stattfinden.  Zur weiteren Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit trägt das Dehnen der verkürzten hypertonen Muskulatur und das Aktivieren der hypotonen Muskulatur bei. Das aktive Arbeiten aus der Schonhaltung heraus beginnt mit kleinen Bewegungssequenzen unter ständiger  Korrektur. Mit zunehmender Besserung wird das Bewegungsausmaß vergrößert und die Belastung gesteigert.
Sind die Gelenke reizfrei, kann mit gezieltem Muskeltraining begonnen werden. Individuell werden hierzu Übungen ohne oder mit Geräten ausgesucht. Maßgabe ist immer, dass die entsprechende Übung ohne Ausweichbewegung durchgeführt werden kann. 

Bahnen physiologischer Bewegungsabläufe

Voraussetzung für das aktive Üben ist stets eine ausreichende Gelenkbeweglichkeit, die Korrektur der Achsen und eine kompensationsfreie Durchführung. Bewegungsabläufe werden durch häufiges Wiederholen unter Korrektur der Achsen neu gebahnt. Die alten Bewegungsmuster verschwinden allmählich.  Ziel ist eine kompensationsfreie Durchführung.  Feldenkrais kann hierfür unterstützend wirken.

Elternanleitung, Heimprogramm

Für eine gute Compliance ist die Information von Eltern und Patienten unumgänglich. Dies erfolgt sowohl im Rahmen spezieller Schulungsprogramme („Pauli will's wissen - Woche“), vor allem jedoch einzeln im Rahmen der Therapieeinheiten. Gut geschulte Eltern und Patienten können Veränderungen schneller erkennen und adäquat darauf reagieren.

Um die Fortführung der hier begonnenen Therapie zu gewährleisten, werden individuelle Heimprogramme für die Patienten erstellt und die Eltern als auch die Patienten selbst angeleitet und korrigiert.

Hilfsmittelversorgung

Speziell für den Patienten angepasste Hilfsmittel können helfen die Schmerzen zu lindern und die falsch eintrainierten Bewegungsmuster zu durchbrechen. Zur Verbesserung sowie Prävention von Kontrakturen kommen diverse Hilfsmittel zum Einsatz.

Wichtig ist zum einen die Kontrolle der Passform,  zum anderen aber auch das Üben des richtigen Umgangs  mit dem Hilfsmittel, um die Wirksamkeit und die Akzeptanz zu gewährleisten.

Hilfsmittel, die zu wenig oder zu viel korrigieren, zu hart oder zu weich sind, verbessern den Gelenksbefund nicht. Es muss immer individuell entschieden werden, welches Hilfsmittel für den Patienten notwendig ist.

Nur die ständige Kontrolle der Fertigung und des Endproduktes garantieren eine befundorientierte, funktionelle Passform.

Physikalische Maßnahmen

Physikalische Maßnahmen werden vorrangig  zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Muskelentspannung eingesetzt. Bei akut entzündeten und schmerzhaften Gelenken helfen Kältepackungen wie Eisbeutel, Alkohol- oder Quarkumschläge. Lokale Wärme ist angebracht zur Entspannung hypertoner Muskeln. Die Anwendung von Wärme im Gelenksbereich sollte jedoch nur erfolgen, wenn die Entzündung abgeklungen ist. Mit Hilfe verschiedener Massagetechniken können Muskelverspannungen und Faszienverklebungen gelöst werden. Schmerzlindernd und muskelrelaxierend wirkt die Elektrotherapie, z.B. als Interferenz- oder Hochvolttherapie. Auch die Behandlung mit transkutaner elektrischer Nervenstimulation (TENS) kann zur lokalen Schmerzreduzierung eingesetzt werden. Die TENS-Geräte sind klein und einfach zu bedienen, so dass eine regelmäßige Behandlung nach fachgerechter therapeutischer Anleitung zu Hause möglich wird. Im Bewegungsbad mit Wassertemperaturen um 32 Grad können sich rheumakranke Kinder weitestgehend schmerzfrei bewegen. Diese Form der Behandlung fördert vor allem das Bewegungsgefühl und die Lebensfreude.

Ergotherapie

Die Ergotherapie ist, vor allem indiziert für Kinder mit Arthritis im Bereich der oberen Extremitäten. Im Vordergrund steht das Funktionelle Training. Durch spielerische und handwerkliche Tätigkeiten lernen die Kinder, das neu erworbene physiologische Bewegungsmuster umzusetzen. Verschiedenen Werksmaterialien wie Ton, Fingerfarben oder Seide stimulieren die Sensomotorik der Hände. Der Einsatz unterschiedlicher handwerklicher Materialien fördert zudem die Kreativität.

Ein wichtiger Beitrag der Ergotherapie im Gesamtkonzept ist die Beratung und das Training für den Gelenkschutz. Die Kinder werden auf spielerische Art und Weise mit diesem Thema vertraut gemacht. Unsere jugendlichen Patienten werden gezielt zu Problemen im Alltag beraten und können verschiedenste Lösungsmöglichkeiten ausprobieren. Patienten mit stärkeren Behinderungen benötigen zusätzliche Anleitung um mehr Selbständigkeit zu erreichen. Hierfür können Hilfsmittel zur Körperpflege, für den Haushalt oder auch in Schule und Beruf notwendig werden. Diese können  patienten- und altersgerecht adaptiert werden.

Belastbarkeit im Alltag und Sport

Im akuten Stadium schränkt die rheumatische Erkrankung die körperliche Belastung ein. Bei starken Schmerzen verzichten Kinder freiwillig auf Bewegung. Oft beobachtet man jedoch rheumakranke Kinder, die trotz erheblicher Gelenkschwellungen scheinbar unbeeinträchtigt toben und Sport treiben. Der ausgeprägte Bewegungsdrang des Kindes und die Freude am Sport erhalten die körperliche Aktivität. In der Belastung fixieren die Kinder die betroffenen Gelenke jedoch unweigerlich in einer schmerzentlastenden Schonhaltung. Dadurch wird die Entwicklung von Fehlstellungen  begünstigt und die Gelenkprognose verschlechtert. Akut entzündete Gelenke müssen deshalb entlastet, der Gelenkschutz mit den Patienten besprochen und geübt werden.

Auf der anderen Seite sollen rheumakranke Kinder sich bewegen, um Stoffwechsel und Wachstum im Gelenkbereich anzuregen, die Gelenke muskulär zu stabilisieren  und einer Osteoporose vorzubeugen. Darüber hinaus fördert sportliche Betätigung die soziale Kompetenz und kann das psychische Befinden positiv beeinflussen.  

Die Möglichkeiten sportlicher Betätigung müssen stets an den aktuellen Gesundheitszustand angepasst werden, abhängig von der momentanen Krankheitsaktivität und den betroffenen Gelenken.  

Akute Phase der Arthritis: „Viel Bewegung, wenig Belastung“

In diesem Stadium eignen sich vor allem Sportarten, bei denen das Körpergewicht abgegeben ist oder nur nicht betroffene Gelenke beansprucht werden. Beim Radfahren z.B. ist das Körpergewicht über den Sattel abgegeben, beim Schwimmen trägt das Wasser zur Entlastung der Gelenke bei. Im Schwimmbad sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht auskühlen. Die optimale Wassertemperatur ist also immer abhängig von der Aktivität im Wasser. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Patienten nicht lange in nasser Badekleidung außerhalb des Beckens warten müssen.

Sind auch die inneren Organe betroffen, darf sportliche Betätigung nur sehr vorsichtig und immer nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.  

Semiakute Phase der Arthritis (Gelenkeinschränkungen bei abgeklungener Entzündungsaktivität):„Viel Bewegung, dosierte Belastung“.  

Bei Rückgang der Gelenkentzündung können die Kinder wieder schrittweise in den Sport integriert werden. Wichtig  ist hierbei das achsengerechte Belasten der Gelenke, um Fehlbelastungen zu vermeiden. Dabei eignen sich vor allem Sportarten mit langsamen Bewegungsabläufen ohne hohe Impulskräfte. 

Außerdem gilt für die neu hinzugekommenen Aktivitäten: Lieber mehrmals wenig dosiert als einmal lang und intensiv. Wichtig ist, ausreichend Pausen und Erholungsphasen einzuplanen.  

Remissionsphase (keine wesentlichen Gelenkeinschränkungen, Entzündungen seit einigen Monaten abgeklungen): „Viel Bewegung, Belastung mit Achtsamkeit“.  

Abhängig von der Tagesform kann die sportliche Betätigung nun intensiviert werden. Das Wahrnehmen und Einhalten der eigenen Grenzen ist hierbei besonders wichtig. Leistungssport ist eher zu vermeiden. In Bezug auf den Schulsport ist es nötig, die Lehrkraft gut über die Erkrankung zu informieren und gemeinsam die Möglichkeiten einer Integration in den Unterricht zu erarbeiten.  

Erfolgt die Teilnahme ohne Notengebung oder mit einer Teilbefreiung, so ist es für die Patienten leichter, sich nicht zu überfordern und nur das mitzumachen, was sie wirklich können.  

Ist dies nicht möglich, so sollten die Kinder/Jugendlichen die Zeit nutzen dürfen, um z.B. zur Physiotherapie zu gehen oder ihr eigenes Heimprogramm durchzuführen.  

Generell sollten beim Sport allgemeine Trainingsgrundsätze beachtet und Sportgeräte evtl. speziell angepasst, bzw. Hilfsmittel eingesetzt werden, um eine gelenkschonende Belastung zu gewährleisten.