Was ist Rheuma?

Was ist Rheuma?

Unter dem Begriff "Rheuma" fasst man verschiedene schmerzhafte Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Die Beschwerden können von den Gelenken, Bändern, Sehnen, Knochen und Muskeln oder anderen Weichteilstrukturen ausgehen. Die Krankheiten, die dahinter stecken, können sehr unterschiedlicher Natur sein. Rheuma stellt also eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen dar.

Die meisten rheumatischen Erkrankungen beginnen im Erwachsenenalter. Manche Rheumaformen sind jedoch typisch für das Kindesalter.

Gelenkbeschwerden treten bei Kindern recht häufig auf. Etwa 5-10% der Schulkinder klagen irgendwann einmal über Schmerzen in den Gelenken, ohne dass ein krankhafter Befund dahinter steckt. Sogenannte ‚Wachstumsschmerzen’, die meist die Kniegelenke betreffen, kommen vor allem bei Kleinkindern vor und können manchmal recht heftig sein. Sie verschwinden jedoch nach Wochen, Monaten oder manchmal auch erst nach Jahren, ohne Folgen zu hinterlassen. Ernsthafte Gelenkerkrankungen treten dagegen beim Kind deutlich seltener auf als im Erwachsenenalter. So fehlen die Verschleiß- und Abbauerscheinungen des älteren Menschen. Es stehen im Kindesalter entzündliche Erkrankungen an den Gelenken und Sehnenscheiden sowie die Schmerzerkrankungen des Bewegungsapparates im Vordergrund.

Welche rheumatische Erkrankungen können bei Kindern auftreten?

Zwei große Gruppen stehen sich gegenüber, die akuten und chronischen Formen der Arthritis. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass bei den akuten Formen die Gelenkstrukturen erhalten bleiben, während die chronische Entzündung die Gefahr der Gelenkschädigung bis hin zur Zerstörung in sich trägt. 

Der Häufigkeit nach stehen die akuten rheumatischen Erkrankungen im Vordergrund. Sie werden meist durch Infektionen ausgelöst. Dabei sind hier nicht die direkten Gelenkinfektionen gemeint („septische Arthritis“), sondern die durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems ca. zwei bis drei Wochen nach einem Infekt entstehenden reaktiven bzw. postinfektiösen Gelenkentzündungen. In Frage kommen verschiedene Viren, z.B. das Rötelnvirus, oder Bakterien, insbesondere Streptokokken (rheumatisches Fieber, Poststreptokokken-Arthritis), aber auch Yersinien und Salmonellen, welche Magen-Darminfektionen auslösen. Hierher gehört im weiteren Sinne auch die durch Zecken übertragene und durch Borrelien (= bestimmte Bakterien) verursachte sogenannte Lyme-Arthritis, die von der Entstehung her allerdings zwischen der infektiösen und postinfektiösen Arthritis steht (Lyme = der Ort in den USA, an dem diese Gelenkerkrankung erstmals beschrieben wurde). Die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen halten oft nur Tage oder wenige Wochen an. Sie können gelegentlich aber auch über Monate oder sogar 1-2 Jahre andauern und mehrfach aufflackern. Im Gegensatz zu vielen anderen akuten Erkrankungen können also die akuten rheumatischen Gelenkentzündungen lange Zeit bestehen bleiben und somit leicht mit chronischen Formen verwechselt werden. Die akuten Rheumaformen sind etwa zehnmal häufiger als die chronischen Verläufe. 

Die chronisch rheumatischen Gelenkentzündungen können zwar manchmal auch durch Infektionen ausgelöst werden, sie beginnen aber meist ohne erkennbare äußere Ursache. Gelegentlich entwickeln sich die ersten Krankheitszeichen so schleichend, dass im Nachhinein der genaue Beginn nicht mehr sicher festgestellt werden kann. Es kommt vor, dass bei manchen Kindern die Erkrankung über Wochen, Monate oder gar Jahre unerkannt bleibt.

Der chronische Entzündungsprozess schreitet bei den meisten kindlichen Verlaufsformen nur langsam fort, so dass erste Gelenkschädigungen meist erst nach Monaten oder Jahren auftreten bzw. durch frühzeitige Therapie oft verhindert werden können. 

Neben den beiden Gruppen der akuten und chronischen Arthritiden kommen noch zahlreiche andere rheumatische Erkrankungen beim Kind in Betracht, beispielsweise die Kollagenosen, das sind entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes, oder verschiedene Erscheinungsbilder durch Entzündung des Gefäßsystems, sogenannte Vaskulitiden. Diese Erkrankungen erfassen nicht nur die Gelenke, sondern meist auch die Haut, nicht selten die Muskeln sowie innere Organe. Auch weichteilrheumatische Erkrankungen mit oft heftigen Schmerzen im Bereich von Gelenken, Muskeln und Sehnenansätzen können bereits beim Kind auftreten. Weitere Informationen zu Krankheitsbildern hier.

Wie entsteht Rheuma?

Die bisherigen Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass mehrere Faktoren, „innere“ (vom Betroffenen selbst stammende) und „äußere“ (Umwelt, Viren, Bakterien) zusammen kommen müssen, bevor eine rheumatische Entzündung ausgelöst wird. Man nimmt an, dass eine Veranlagung, an Rheuma zu erkranken, vererbt werden kann. Hierher passt, dass bei Rheuma nicht selten eine familiäre Häufung beobachtet wird. Außerdem kennt man genetische Merkmale wie das HLA-B27, die bei Patienten mit bestimmten Rheumaformen vermehrt auftreten. Die Veranlagung ist aber nur der eine Teil in der Entstehungsgeschichte. Viele Menschen tragen eine entsprechende Bereitschaft in sich, ohne jemals zu erkranken. Es müssen also äußere Einflüsse als Auslöser hinzukommen. Infektionen mit unterschiedlichen Viren oder Bakterien sind die typischen Auslöser für akute rheumatische Erkrankungen. Durch eine fehlerhafte Reaktion des Abwehr-/ Immunsystems werden nicht nur die Erreger selbst bekämpft, sondern es findet auch an den Gelenken, Sehnenscheiden oder inneren Organen eine Immunreaktion statt, die zur Entzündung führt. Der Körper richtet also seine Abwehrkräfte gegen eigenes Gewebe. Solche Autoimmunprozesse sind auch an der Entstehung von chronisch-rheumatischen Erkrankungen beteiligt. Auch hier können Infektionen als Auslöser in Frage kommen. Manchmal tragen auch Unfälle oder Überlastungen zur Entstehung bei. Es wird zudem immer wieder einmal beobachtet, dass psychische Belastungssituationen am Auftreten rheumatischer Erkrankungen beteiligt sind. Man muss allerdings bei der Beurteilung von Ursache und Wirkung sehr vorsichtig sein. Wenn die Krankheit ausgebrochen ist, versuchen die Eltern meist, erklärende Ursachen zu finden, die allerdings dann oft doch nicht zutreffen. Am häufigsten beginnt die chronische Erkrankung ohne erkennbare äußere Einflüsse.